Ausstellung CUT CHS Villach

An das Publikum im Allgemeinen…

… und die Galeristin im Speziellen: Die Liebe war es, die Dorothee „Doro“ Unkel aus dem deutschen Siegen nach Kärnten gebracht hat – und zwar nicht nur die Liebe zu ihrem Partner, sondern auch jene zur Natur, welche es hier und speziell am Villacher Hausberg Dobratsch in Hülle und Fülle zu genießen gibt. Auch deshalb ist Land-Art eine Schwäche von Doro – besser gesagt eine Stärke – das wissen alle jene, die ihre zuweilen höchst frivolen Objekte kennen, mit Holzästen und Fundstücken aus Wald und Wiese kreiert.

Damit sind wir auch schon bei der Kunst allgemein angekommen, die ihr kurzerhand über den Weg gelaufen ist, mitten hinein in ihr 2007 bezogenes Atelier in der Villacher Postgasse. Da wollte doch Doro gemütlich werken und in stiller Kreativität ihre Waldgeister erschaffen. Mit der Gemütlichkeit war es aber bald vorbei, denn wo es nach Menschen riecht, die nicht nur Kunst, sondern Geselligkeit ebenso schätzen, bleiben auch Kunstschaffende nicht lange fern. Das Atelier „natürlich gestalten“ mutierte zur „Galerie Offenes Atelier D.U.Design“ als Ort der Begegnung mit Workshops, Ausstellungen, Lesungen und Veranstaltungen im Bereich verschiedener künstlerischer Genres. Kontinuierlich stiegen im Laufe der Jahre sowohl Bekanntheitsgrad als auch Qualität des neuen Villacher Kunstortes. Viele, viele kamen zu Doro in die Postgasse und ließen sich in die Welt der Kunst entführen – oder auch mal „nur“ auf einen gemütlichen Kaffee…

Als wäre es damit nicht schon längst genug, rief Dorothee Unkel auch noch das „Postgassenfest“ ins Leben und schaffte mit „Weihnachten im Park“ eine bodenständige Oase im Trubel des vorweihnachtlichen Kommerzes. Ohne sie gäbe es auch den mittlerweile gut positionierten Kunstverein postWERK nicht, dem sie zum Glück auch weiterhin erhalten bleiben wird. Eine höchst umtriebige Frau, in der Tat – und ganz schön kooperativ noch dazu! In Zusammenarbeit mit Kunsträumen und Institutionen erweiterte sie das gezeigte Spektrum an internationaler Kunst in Villach. Und wo überallhin Doro schon „ihre“ Künstlerinnen und Künstler „verschleppt“ hat – etwa nach Wien, Berlin oder Ungarn, auf dass ihre „Schützlinge“ auch über die Grenzen hinweg bekannt werden.

Stundenlang könnte ich mich in Aufzählungen verlieren, wo und wie und was Dorothee Unkel in den vergangenen Jahren in Villach schon alles geschafft und geschaffen hat. An dieser Stelle aber nur kurz ein paar Daten:
> Mehr als 200 Veranstaltungen organisierte sie hier in ihrer Galerie oder als Mitveranstalterin an anderen Orten in verschiedenen Ländern
> Rund 250 Künstlerinnen und Künstler waren zu Gast, aus zahlreichen Ländern und in unterschiedlichen Entwicklungsstufen vom Newcomer bis zu etablierten Positionen, junge Kunst etwa von Schülerinnen und Schülern des CHS Villach bis zu klingenden Namen wie Bruno Gironcoli oder Hermann Nitsch, künstlerische Positionen aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz, aus Brasilien, New York oder Jordanien
> Das Repertoire umfasste Bilder, Objekte, Installationen, Literatur und Musik, Performances und gesellschaftspolitische Aktionen, Kreativsymposien in der Natur und Workshops im Keller und vieles, vieles mehr…

Erste Stimmen im Internet auf eine Pressemeldung zur Schließung der Galerie erlaube ich mir hier sichtbar zu machen:
„Hut ab, liebe Doro, dass du neun Jahre lang eine echte Galerie in Villach (!!!!) betrieben hast und das eben ohne das hierzulande so lange üblich gewesene Förderungenabkassieren. Tolle Galeristin und tolle Geschäftsfrau!“ (Karin Hafner, Kunsthistorikerin)
„Es ist schwer in Worte zu fassen, was Doro für uns Villacher Künstler bedeutet. Auf Menschen wie sie trifft man in dieser korrupten und überheblichen „Kunstwelt“ sehr selten. Die Galerie war Szenetreffpunkt und wird fehlen…“ (Karen Kuttner Jandl, Künstlerin)
Journalist Helmut Strauss: „Liebe Doro, die Schließung Deiner Galerie wird Villach kulturell wieder ein Stück ärmer machen. Schade!“
„Liebe Doro, wir alle denken mit Wehmut an die feine Zeit zurück und in Dankbarkeit!“ (Anita Wiegele, Künstlerin)
„Du hattest immer ein offenes Ohr, hast immer Tipps für jeden gehabt und dafür danke ich Dir! Du bist ein Mensch, der sein Herz noch am richtigen Fleck hat! Danke für deine gute Arbeit, als Managerin von Kunstausstellungen und tollen Künstlern! – Für meine Lesung die ich bei dir halten durfte, noch vor Buch13! Es ist schade auch um diese Räumlichkeit, die für Künstler vielleicht nicht mehr zugängig wird. Mit der Galerie stirbt ein Teil für die Kunst in Villach!“ (Hermine Reisinger, Autorin)

Für mich persönlich ist Doro ein Familienmensch mit Herz und Rückgrat, beruflich eine erfahrene Teamplayerin mit Empathie und Weitblick. Sie steht offen und selbstbewusst zu ihrer Lebensphilosophie, ist aber zum Wohle der jeweiligen Sache auch zu Kompromissen bereit – allerdings nur solchen, die ihre Prinzipien nicht verraten. Diesen ihren feinen Charakter hat Dorothee Unkel auch in ihre Arbeit mit der Kunst und für die Kunst hineingetragen, mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Kunstschaffenden und einem weiteren für jene, die kulturelles Wirken mit ermöglichen. Unermüdlich im Einsatz für die Sichtbarmachung von Kunst – Rückschläge haben sie nie aufgehalten sondern viel mehr angespornt. Die Türen wurden ihr zuweilen förmlich eingerannt, sie standen ohnehin offen.

Diese eine Tür hier wird in Kürze nicht mehr offen stehen. Ihre Galerie mit Ende 2015 zu schließen, ist eine persönliche Entscheidung von Dorothee Unkel, die ich mit dankbarer Wehmut respektiere – die wir alle zu respektieren haben.

Liebe Doro, ich wünsche dir jetzt nichts, denn Wünsche schickt man meist jenen Menschen, die weggehen oder weit fort sind. Aber du bist ja da und wirst es auch weiterhin in deiner unvergleichlichen Art und Weise sein. So bleibt mir nur eines zu sagen:
WIE SCHÖN, DASS ES DICH GIBT!

Barbara Ambrusch-Rapp
Rede zur Eröffnung der letzten Ausstellung
in der Galerie Offenes Atelier D.U.Design im Dezember 2015

Abbildung oben: Letztes Vernissagenfoto in der „Galerie Offenes Atelier D.U.Design“
Galeristin Dorothee Unkel, Künstlerinnen des CHS Villach, Kuratorin Barbara Ambrusch-Rapp, Gemeinderätin Ines Wutti (Foto: Marcel Ambrusch)